taz. die tageszeitung: “taz.zahl ich” – solidarisches Online-Bezahlmodell

Kurze Beschreibung des Unternehmens/Akteurs

taz_logo_web_2011taz. die tageszeitung ist eine überregionale Tageszeitung, die an den Erscheinungstagen eine Auflage von ca. 60.000 Exemplaren verkauft und sich dank ihrer kritischen und meinungsstarken Berichterstattung einer hohen Außenwahrnehmung erfreut. Neben der in Berlin erscheinenden überregionalen Ausgabe mit dem zugehörigen Lokalteil werden an weiteren Redaktionsstandorten in Hamburg und Bremen Lokalteile bzw. die Regionalausgabe der taz nord produziert. Darüber hinaus verzeichnet der Onlineauftritt www.taz.de ca. vier Millionen Besucher pro Monat.

Die taz wurde 1977 zur Stärkung der sogenannten Gegenöffentlichkeit von einer Hand voll junger Leute als alternative Tageszeitung gegründet. Durch den Verkauf von 7.000 Vorausabos nahm die taz das Prinzip des Crowdfunding vorweg und konnte dadurch seit
dem 17. April 1979 täglich erscheinen.

1994 ging taz.de online, womit sich die taz abermals als Vorreiterin positionierte. Sie war die erste deutsche Tageszeitung, deren Inhalte komplett im Internet frei zugänglich gemacht wurden.

Beschreibung der Strategie/Plattform

tazzahlich_icon_web_Btaz.zahl ich ist das Online-Bezahlmodell von taz.de. Wer auf taz.de klickt, findet den taz-Journalismus im Netz. Und natürlich kostet auch dieser Geld. Aber nicht jedeR kann gleich viel dafür bezahlen. Anstatt auf harte Schranken zu setzen (Paywall), oder die Nachrichten auf eine bestimmte Anzahl von Klicks pro Computer und Tag zu begrenzen (metered model), kann jedeR alles auf taz.de lesen. Das Bezahlen ist freiwillig, UserInnen werden lediglich mit einer „Paywahl“, die sich einfach wegklicken lässt, zur Unterstützung
aufgefordert. Anders als bei inzwischen fast allen Onlineversionen der großen Zeitungen in Deutschland und weltweit. Die LeserInnen, die freiwillig bezahlen, tun dies für sich und für andere, für einen Artikel oder regelmäßig mit einem Abo. Das ist die solidarische Methode von taz.zahl ich.

Ziel ist es, dauerhaft so viele LeserInnen zur freiwilligen Unterstützung von taz.zahl ich zu motivieren, dass taz.de weiterhin für alle frei und kostenlos zugänglich bleiben kann, auf lange Sicht eine Querfinanzierung durch die Printausgabe nicht mehr nötig ist und schließlich darüber hinaus Mittel zur Verfügung zu stellen, um reine Onlineartikel zu erstellen. Bei einer weiter sinkenden Auflage, ist es sogar denkbar, dass die Einnahmen von taz.de irgendwann die Printauflage finanzieren müssen.

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Inwiefern ist die Strategie/Plattform erfolgreich?

1. taz.zahl ich erwirtschaftet 39 Prozent der Gesamterlöse von taz.de

taz.de kostete im Jahr 2014 insgesa mt 766.800,- Euro. Das Ziel eines Bezahlmodells für journalistische Inhalte im Netz ist, die Kosten des Angebots zu decken. Die Erlöse aus dem Betrieb von taz.de beliefen sich im gleichen Jahr auf 342.382,- Euro. Damit geht es der taz wie vielen Online-Ausgaben von Printmedien: die gedruckte Variante muss die digitale Querfinanzieren.

Warum taz.zahl ich dennoch ein wahnsinniger Erfolg ist: 39,37 Prozent der Erlöse (134.805,- Euro) wurden durch taz.zahl ich generiert – weil die Strategie LeserInnen davon überzeugt, freiwillig und solidarisch für etwas zu bezahlen, das sie auch umsonst haben
könnten.

Dass dieser Anteil für das Jahr 2015 erheblich gestiegen sein wird, ist jetzt schon klar: bis Ende August 2015 wurden mit taz.zahl ich bereits 171.743 Euro erwirtschaftet.

(Zum Vergößern auf die Grafik klicken.)taz3

2. Der finanzielle Erfolg von taz.zahl ich steigt stetig

Allein im Zeitraum von März bis September 2015 hat sich die Zahl der regelmäßigen UnterstützerInnen von taz.zahl ich annähernd vervierfacht und liegt derzeit bei 5.376 (Stand 01.10.2015). Im September stieg diese Zahl im Schnitt um 15 UnterstützerInnen pro Tag
(Zeitraum 01.09. – 20.09.2015). Der Durchschnittliche monatliche Beitrag liegt bei 5,85 Euro.

Zusammen mit Einzelbeiträgen per Überweisung, Handyzahlung, Paypal, Kreditkarte, flattr und Bitcoin erzielt taz.zahl ich Einnahmen von rund 30.000 Euro monatlich – für ein Produkt, dass jedeR auch ohne Bezahlung nutzen kann. Auf der Seite „Ergebnisse“ des taz.zahl ich-Bereichs auf taz.de werden die genauen Zahlen jeden Monat für alle Interessierten aufbereitet.

(Zum Vergrößern auf die Grafik klicken.)

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3. taz.zahl ich beweist, dass es bessere Lösungen als Paywalls gibt

taz.zahl ich hat einen klaren und wichtigen Beweis in die Diskussion um die Finanzierung von Online-Journalismus eingebracht: Paywalls, also harte Bezahlschranken, sind nicht die einzige Lösung – und erst recht nicht die beste.

Allerdings setzt die große Mehrheit der deutschen Zeitungen weiterhin auf dieses Konzept, das alle LeserInnen ausgrenzt, die sich ein regelmäßigen Beitrag nicht leisten können oder wollen. Zudem stören Paywalls die Informationsfreiheit im Internet und gefährden damit den eigentlichen revolutionären Wert des weltweiten Telekommunikationsnetzes. Wir freuen uns sehr, dass mit dem „Neuen Deutschland“ inzwischen die erste Onlineausgabe einer Zeitung erkannt hat, dass es anders besser geht und zu einem regelmäßigen „solidarischen Beitrag“ auffordert, um „Menschen, die sich selbst ein Abo nicht leisten können“, mitzufinanzieren.

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Ausblick: Wie geht es weiter?

Unsere Utopie des freiwilligen Bezahlens für Online-Journalismus: Alle Kosten von taz.de werden durch freiwillige Zahlungen abgedeckt. Dadurch wird eine Nachrichtenseite möglich, die für alle frei zugänglich ist und ohne Werbeschaltungen auskommen kann. Dann wird die Kostendeckung überstiegen und es werden Mittel frei, um exklusiv für taz.de eigene Geschichten zu recherchieren und zu schreiben. Andere Verlage realisieren, dass UserInnen für gute Inhalte freiwillig bezahlen und dass die Netzgemeinde solidarisch denkt. Die Paywalls verschwinden für immer aus dem Netz.
Konkret begeben wir uns noch in diesem Jahr auf den Weg in Richtung dieser Utopie, indem wir das Ziel von 10.000 regelmäßigen Abos mit Hilfe verschiedener Maßnahmen schon bis Ende 2015 erreichen möchten. Bei einem durchschnittlichen Monatsbeitrag von 5,85 Euro würden damit jährlich 702.000,- Euro zusammenkommen. Zusammen mit den Spontan- und Einmalzahlung wäre dann eine Kostendeckung von taz.de erreicht.

Wer reicht den Vorschlag ein?

Aline Lüllmann und Nicolai Kühling, taz.zahl ich
taz Verlags- und Vertriebs GmbH

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